Tragende Wände versetzen: Diese Optionen gibt es
Bei größeren Sanierungsunterfangen stellt sich vielen die Frage, ob eine Neugestaltung der Raumaufteilung sinnvoll ist. Beispielweise wird im Kontext einer Modernisierung häufig mehr Küchenplatz gefordert, dieser wird nämlich insbesondere bei Altbauten weniger berücksichtigt als bei Neubauten. Damit es sich in den eigenen vier Wänden schön wohnt, muss also sichergestellt werden, dass diese Wände auch gut aufgeteilt sind und die eigenen Wohnwünsche zulassen. Das ist schön und gut – bei nicht tragenden Wänden. Derartige Wände können bedenkenlos entfernt werden, ohne dass Sie sich großartige Sorgen um die Statik des Gebäudes machen müssen. Hier muss lediglich berücksichtigt werden, ob Leitungen irgendeiner Art durch diese Wand verlaufen, da ein Stromschlag oder eine spontane Dusche für das weitere Arbeiten sehr demotivierend sein können. Etwas problematischer hingegen sind die sogenannten tragenden Wände. Sie sind für die Statik des Hauses so fundamental wie das Fundament selbst, ein unbedachter Durchbruch kann also schnell zum Zusammenbruch der gesamten Struktur führen. Damit das Versetzen der tragenden Wände nicht in einem tragischen Ereignis endet, zeigen wir in diesem Artikel die verschiedenen Optionen auf, die Sie bei der Arbeit mit tragenden Wänden haben.
Tragende Wände identifizieren
Bevor es mit dem Durchbruch jedoch losgehen kann, ist es wichtig zu klären, bei welchen Wänden es sich um tragende Wände, und bei welchen es sich um nicht tragende Wände handelt. Grundsätzlich sind die Außenwände eines Hauses immer tragend, jedoch sind die für einen Durchbruch so oder so gänzlich uninteressant, außer Sie mögen es besonders frisch in der Küche.
Auch Innenwände können eine tragende Funktion haben, diese also korrekt zu ermitteln ist von höchster Wichtigkeit. Meist sind derartige Wände signifikant dicker als ihr nicht tragendes Gegenstück, grob kann mit einer Dicke von 12 Zentimetern oder mehr gerechnet werden. Sie bestehen aus massivem Material und fühlen sich auch dementsprechend an, wenn Sie sie abklopfen, klingen sie dumpf. Häufig ist es der Fall, dass tragende Wände in mehreren Stockwerken übereinander liegen, sprich Sie können davon ausgehen, dass direkt über der tragenden Wand im Erdgeschoss ebenso eine im ersten Stock und darüber liegt. Im Bauplan sind tragende Wände dick eingezeichnet. Einen solchen Bauplan können Sie beim Bauamt Ihres Kreises einfordern, sofern dieser dort noch verwahrt wird – manche Bauämter haben nämlich eine maximale Verwahrungsfrist von 30 Jahren. Abseits davon können Sie sich auch einen neuen Bauplan erstellen lassen. Das kostet Sie zwar Geld, aber damit sind Sie definitiv auf der sicheren Seite, denn insbesondere bei älteren Gebäuden kann ein bestehender Bauplan durchaus von der Realität abweichen.
Keine Änderungen ohne Statiker
Grundsätzlich muss für ein solches Vorhaben ein Statiker beauftragt werden. Dieser fertigt ein Gutachten an, in welchem die Statik des Gebäudes berechnet wird und er bewertet, ob der Durchbruch an der gewünschten tragenden Wand überhaupt möglich ist. Manche Hausbesitzer müssen in den sauren Apfel beißen und auf den Durchbruch komplett verzichten, da eine tragende Wand auch zur Versteifung des Gebäudes beitragen kann und ein Eingriff die Stabilität gefährden würde. Ist ein Durchbruch möglich, muss entweder an einer anderen Stelle eine neue massive Wand gesetzt werden, oder eine alternative Stützstruktur anstelle der Wand errichtet werden. Das könnten zum Beispiel Säulen sein, oder aber ein Träger beziehungsweise ein sogenannter Sturz, diese sind häufig eine Option, wenn nur ein Teil der Wand entfernt werden soll.
Wenn die Voraussetzungen erfüllt werden
Gibt es grünes Licht vom Statiker, dann kann die Arbeit losgehen. Bevor mit dem eigentlichen Durchbruch losgelegt werden kann, muss die korrekte Statik des Gebäudes für die Dauer des gesamten Prozesses sichergestellt werden. Eine tragende Wand zu versetzen, sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden – daher sollten Sie einen erfahrenen Handwerker finden, der dieses Projekt mit Ihnen gemeinsam plant. Ein Fachbetrieb wird die Stützen den Spezifikationen des Statikers entsprechend verwenden und einen Einsturz während der Bauarbeiten verhindern.
Ist alles gesichert kann der Durchbruch selbst beginnen. Dieser ist im Vergleich zu den Vorbereitungen schnell erledigt und kann entweder mit Hammer und Meißel, einem Winkelschleifer oder einer Betonsäge durchgeführt werden. Abschließend wird der entstandene Schmutz entfernt, temporäre Träger werden wieder abgebaut und eventuell bestehende Träger noch verputzt, damit ein optisch ansprechendes Ergebnis erzielt wird. Voilà, der Durchbruch ist vollendet! Wird eine neue Wand gesetzt ist das Verfahren sehr ähnlich: Erst wird durch entsprechende Stützen dafür gesorgt, dass die zu entfernende Wand bedenkenlos bearbeitet werden kann, anschließend wird die neue tragende Wand woanders hochgezogen. Nun können Sie sich einer neuen Raumaufteilung und diversen Gestaltungsmöglichkeiten erfreuen, die möglich geworden sind.
Wie auch immer Sie sich entscheiden, wir wünschen Ihnen bei Ihren Plänen zum Durchbruch viel Erfolg.