Gerüstkosten kalkulieren: So vermeiden Bauunternehmen unnötige Ausgaben

Gerüstkosten kalkulieren: So vermeiden Bauunternehmen unnötige Ausgaben

Ein Drittel der Baukosten fließt laut einer Analyse des Deutschen Baugewerbes von 2022 in Nebenkosten, zu denen auch Gerüstsysteme gehören. Kaum ein Posten wird jedoch in der Planung so oft unterschätzt wie die Ausgaben für Aufstellung und Miete von Arbeits- und Fassadengerüsten. Die Folge sind Nachkalkulationen, die Projekte verzögern oder Gewinnmargen schmälern. Unternehmen, die ihre Kosten realistisch einschätzen, vermeiden böse Überraschungen und sichern gleichzeitig reibungslose Abläufe auf der Baustelle. Transparenz bei der Kalkulation wird damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.

Preisstrukturen im Detail verstehen

Gerüstkosten entstehen nicht nur durch die Fläche oder Höhe eines Bauwerks. Zahlreiche Parameter beeinflussen die endgültige Summe, angefangen bei der Bauart bis hin zur Logistik. Fassadengerüste sind vergleichsweise günstig, während Sonderkonstruktionen für Dach- oder Brückenarbeiten deutlich teurer ausfallen. Zusätzlich spielen regionale Unterschiede und Transportwege eine wichtige Rolle. Bauunternehmen, die Angebote vergleichen, müssen daher auf einheitliche Grundlagen achten. Ein reiner Vergleich von Quadratmeterpreisen reicht nicht aus, wenn Montagekosten oder Anfahrtswege unterschiedlich berechnet werden.

Gerade bei kurzen Projekten lohnt sich ein genauer Blick auf die Tagespreise. In vielen Verträgen findet sich die Abrechnung nach festen Intervallen, die mit der tatsächlichen Nutzung kaum übereinstimmen. Wer frühzeitig konkrete Kennzahlen wie den Preis pro Tag für ein gemietetes Gerüst berücksichtigt, schafft Planungssicherheit und kann unterschiedliche Anbieter transparent gegeneinander abwägen. Auf diese Weise lassen sich Kostenfallen vermeiden, die häufig erst im Nachhinein sichtbar werden.

Besonders aufschlussreich ist die Betrachtung von Zusatzleistungen. Der Auf- und Abbau des Gerüsts verursacht nicht nur Personalkosten, sondern auch Sicherheitsprüfungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Diese Leistungen variieren erheblich zwischen Anbietern. Während einige Unternehmen Pauschalen berechnen, stellen andere jeden einzelnen Arbeitsschritt gesondert in Rechnung.

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Miete oder Kauf: eine wirtschaftliche Abwägung

Der Kauf eines eigenen Gerüsts erscheint auf den ersten Blick wie eine langfristige Investition. In der Praxis bindet er jedoch Kapital, das an anderer Stelle fehlt. Hinzu kommen Lagerflächen, Transportfahrzeuge und geschultes Personal für Aufbau und Wartung. Die laufenden Kosten können erheblich sein. Die Miete hingegen bietet Flexibilität und ermöglicht den Zugriff auf unterschiedliche Gerüstarten, ohne eigenes Material vorhalten zu müssen.

Kritisch betrachtet lohnt sich die Kaufvariante nur bei dauerhaft hoher Auslastung. Ein Dachdeckerbetrieb, der nahezu täglich Gerüste benötigt, kann von einem eigenen Bestand profitieren. Für viele andere Gewerke ist die Mietlösung wirtschaftlicher, da sie den Bedarf projektbezogen abdeckt. Studien des Instituts für Bauwirtschaft der Universität Stuttgart zeigen, dass kleine und mittelständische Betriebe mit Mietmodellen durchschnittlich 18 Prozent an Fixkosten einsparen konnten.

Bei Bauzeiten über mehrere Monate kippt die Rechnung. Die kumulierten Mietkosten können den Kaufpreis schnell übersteigen. Auch die Verfügbarkeit spielt eine Rolle. In Hochphasen sind Mietgerüste oft frühzeitig ausgebucht, was Bauverzögerungen nach sich zieht. Unternehmen sollten daher prüfen, ob sich eine Kombination aus eigenem Grundbestand und zusätzlicher Miete für Spitzenzeiten lohnt.

Praktische Dos und Don’ts in der Kalkulation

Eine durchdachte Kalkulation reduziert Risiken und erhöht die Wirtschaftlichkeit von Bauprojekten. Zu den wichtigsten Handlungsempfehlungen zählen:

Dos:

  • Angebote mehrerer Anbieter auf Basis identischer Parameter vergleichen
  • Bauzeiten realistisch einschätzen und Puffer für Verzögerungen einplanen
  • Sicherheitsnachweise konsequent einfordern
  • Zusatzkosten wie Transport oder Versicherung von Beginn an berücksichtigen

Don’ts:

  • Verträge unterschreiben, ohne die Klauseln zu Verlängerungen geprüft zu haben
  • Nur auf den Quadratmeterpreis achten und Nebenkosten ignorieren
  • Bei komplexen Bauformen Standardlösungen einplanen, die später unzureichend sind
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Digitale Tools erleichtern mittlerweile die Kalkulation. Softwarelösungen bieten die Möglichkeit, Bauzeiten, Gerüstflächen und Mietkosten präzise zu simulieren. Unternehmen profitieren von transparenteren Daten und können unterschiedliche Szenarien durchspielen. In der Praxis senkt das nicht nur das Risiko von Fehlkalkulationen, sondern schafft auch Argumentationssicherheit gegenüber Auftraggebern.